«Eine unerwartete Anerkennung»

Hut, Rucksack und Ausrüstung hat er endgültig abgelegt, in einem Schrank in seiner Wohnung in Winterthur liegen sie. Sechs Monate nach seiner 2900 Kilometer langen Reise zu Fuss durch Japan hat für Thomas Köhler ein neues Leben begonnen. Heute sitzt er in seinem Büro in Winterthur, als habe er nie etwas anderes gemacht.

Ob er manchmal wehmütig an die über 150 Tage auf den Strassen Japans zurückblickt? «Nein, meine Reise war etwas Einmaliges. Nach der Dreifachkatastrophe wollte ich unbedingt etwas für Japan tun. Ich wollte helfen. Doch jetzt hat ein neues Kapitel angefangen, worauf ich mich besonders freue.»

Beruflich selbständig hat sich Thomas Köhler gemacht, zum ersten Mal in seinem Leben. Auf Japan-Reisen hat er sich spezialisiert. Etwas anderes kam gar nie in Frage. Sein Reisebüro nennt er sinngemäss Japan-Ferien.ch. Seine Kunden will er wieder behutsam an das Land führen, das ihm so stark am Herzen liegt. «Schliesslich habe ich mit meinem Projekt gezeigt, dass Japan noch immer ohne Probleme bereisbar ist.»

Von Japan über die Schweiz bis nach Brasilien

Doch so ganz lässt ihn seine Reise nicht los. Noch immer klingen seine Schritte nach. Regelmässig erhält er Post aus Japan. Dankesbriefe, Glückwünsche. Die Yomiuri Shimbun, mit einer Auflage von fast 13 Millionen die grösste Zeitung der Welt, widmete ihm vor kurzem einen ganzseitigen Artikel. Ein japanischer Verlag denkt darüber nach, ein Buch über seinen Blog und seine Reise durch Japan zu publizieren.

Und auch in der Schweiz ist sein Kraftakt mittlerweile angekommen. Nach seinem Flug in die Heimat wurde er von Medienanfragen überhäuft. «Plötzlich war ein grosses Interesse da. Das war schon überwältigend.» Zeitungen, Radio und Fernsehen berichteten über ihn, «den subtilen Typen mit bisweilen leicht wehem Blick hinter randloser Brille, alles andere als ein Haudegen jedenfalls», wie die Schweizer Familie sein Wesen treffend umschrieb. Selbst in Deutschland und Brasilien fand seine Geschichte Anklang.

Zu Gast bei Aeschbacher

Am heutigen Donnerstag folgte der vorläufige Höhepunkt. Bei Aeschbacher, der meist beachteten Talkshow im Schweizer Fernsehen war er zu Gast. «Dass mich Fernsehlegende Kurt Aeschbacher in seine Sendung einlud, hat mich schon bewegt. Es ist eine Anerkennung, die ich so nie erwartet hätte», meinte Thomas Köhler dazu.

In diesem Sinne ist seine Reise noch lange nicht zu Ende. Der entstehende Dokumentarfilm Negativ: nichts – Schritt für Schritt für Japan – von Asienspiegel und Thom Pictures produziert – hat diese bewegenden Monate festgehalten (Asienspiegel berichtete).

Lust auf die Vorpremiere?

Am 10. Oktober 2012 wird in Zürich eine Vorpremiere stattfinden, bevor der Film auf Festivaltour geht. Neben den geladenen Gästen haben auch Sie die Möglichkeit, dabei zu sein. Mehr Informationen dazu, finden Sie über diesen Link.

(Video: Aeschbacher/ Schweizer Fernsehen)