«Liebe zu Japan wiedergefunden»

Alle Blicke auf «Negative: Nothing». (Foto: Asienspiegel)

Alle Blicke auf «Negative: Nothing». (Foto: Asienspiegel)

150 Jahre diplomatische Beziehungen feiern die Schweiz und Japan. In Genf entschied man sich, dieses feierliche Jahr mit der Vorführung von «Negative: Nothing» zu eröffnen. Damit erhielten wir die Gelegenheit, den Dokumentarfilm über Thomas Köhler erstmals in der Romandie zu zeigen.

Genf, die Stadt der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes, hätte nicht besser zu dieser Geschichte über Solidarität und Menschlichkeit passen können. Das japanische Konsulat lud für die Vorführung ins Les Cinémas du Grütli. Als Co-Regisseur und geladener Gast dieser Premiere stellte ich mich bei den kurzen Proben am Nachmittag auf eine überschaubare Veranstaltung mit einem kleinen Publikum ein. Was danach geschah, sollte in jeder Hinsicht alle meine Erwartungen übertreffen.

Ein grosser Andrang

Früh kamen die ersten Gäste und es sollten immer mehr werden. Zwanzig Minuten nach der Türöffnung war der Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Mehr als ein Dutzend Personen mussten bedauerlicherweise draussen bleiben. Dabei hatte das japanische Konsulat, das geladen hatte, grosszügig geplant. Über 200 Sitze bot der Saal. Einen solchen Andrang hatte ich seit den Vorführungen in Tokio letzten März nicht mehr erlebt.

Für mich als Co-Regisseur von «Negative: Nothing», der nun seit mehr als 15 Monaten die Vorführungen eng begleitet, war es eine schöne Überraschung zu sehen, wie der Film über Thomas Köhler bis weit in die französischsprachige Schweiz auf Interesse stösst. Eloquent und feinfühlig führte Olivier Delhoume, Fernsehmoderator, Fotograf und Japan-Kenner, durch den Abend. Mit Genf war eine neue Sprachregion an der Reihe, entsprechend neugierig war ich auf die Reaktionen.

Das Publikum war von der ersten Sekunde an dabei. Es war eine Vorführung voller Lacher, Staunen, neugieriger Stille und Rührung. Im Anschluss gab es eine lange Diskussionsrunde, die von herzlichen Voten geprägt war. «Durch Ihren Film habe ich meine Liebe zu Japan, meinem Heimatland, wieder gefunden. Vielen Dank», sagte eine bewegte japanische Zuschauerin.

Von Kobe bis nach Fukushima

Der intensivste Moment kam am Ende der Fragerunde, als sich der sichtlich gerührte Botschafter Takashi Okada von der japanischen UNO-Vertretung in Genf spontan äusserte. «Für mich war der Film eine Wiederentdeckung Japans», sagte er. Es sei zutiefst beeindruckend, wie Thomas aus etwas Tragischem etwas Positives herausholen und Japan so im schwierigsten Moment helfen konnte.

Mit Tränen in den Augen spannte Botschafter Okada den Bogen zur Erdbebenkatastrophe von Kobe. «Ein Schweizer Team war damals die erste ausländische Rettungshilfe vor Ort.» Er habe die Schweizer damals betreut. Eine Woche hätten sie intensiv gesucht. «Leider konnte das Rettungsteam keine Überlebenden finden. Neun Leichen fand es am Ende. Und trotz allem waren wir den Schweizern für alles dankbar. Sie gaben uns das Gefühl, dass die Welt die Menschen aus Kobe nicht vergessen hatte. Wir Japaner werden diese Geste nie vergessen.»

150 Jahre lebendige Beziehungen

Es sind solche Momente, die einem die wahre Bedeutung der 150-jährigen Beziehungen vor Augen führen. Es ist mehr als nur ein Austausch von Nettigkeiten und Klischees zweier Länder. Es sind lebendige Beziehungen, die heute von zahlreichen Menschen beider Länder täglich mit viel Leidenschaft geprägt, gepflegt und weiterentwickelt werden. Sie legen das Fundament für die gute Freundschaft.

Negative: Nothing hätte nicht besser in der Romandie starten können. Am 27. Februar geht es im Rahmen der Feierlichkeiten weiter nach Lugano und Neuchâtel, wo Aimé Humbert lebte; der Vertreter der Schweizer Mission, der am 6. Februar 1864 mit dem untergehenden Tokugawa-Shogunat im damaligen Edo den ersten Handelsvertrag schloss.

Alle Vorführdaten für die Schweiz, Deutschland und Japan werden auf negativenothing.com laufend aktualisiert.

Das Premieren-Publikum in Genf. (Foto: Asienspiegel)

Das Premieren-Publikum in Genf. (Foto: Asienspiegel)

Der sichtlich berührte Botschafter Okada nach dem Film. (Foto: Asienspiegel)

Der sichtlich berührte Botschafter Okada nach dem Film. (Foto: Asienspiegel)

Olivier Delhoume moderiert die Fragerunde. (Foto: Asienspiegel)

Olivier Delhoume moderiert die Fragerunde. (Foto: Asienspiegel)

Im Les Cinémas du Grütli. (Foto: Asienspiegel)

Im Les Cinémas du Grütli. (Foto: Asienspiegel)

Bis zum letzten Platz besetzt. (Foto: Asienspiegel)

Bis zum letzten Platz besetzt. (Foto: Asienspiegel)